Leitungswechsel in der Kantorei
Wussten Sie, wie lange es die Kantorei schon gibt? Und wer die Leiterinnen und Leiter waren? Was sind Ihre Erinnerungen an Kantorei-Projekte? Nach 18 Jahren steht nun wieder ein Wechsel an: Marion Köhler gibt die Leitung der Kantorei ab, Ruth Dobernecker übernimmt. Einmal hingehört:
RD: Wenn jemand nicht weiß, was die Kantorei ist, wie beschreibst Du es ihm?
MK: Die Ev. Kantorei Brühl wurde im Jahr 1905 gegründet. Sie bestand laut Chronik gleich zu Beginn aus 40 Frauen und Männern. Während der Kriegsjahre führten die Frauen den Chor weiter; nach Kriegsende konnte die Kantorei sich wieder als vierstimmiger gemischter Chor präsentieren. 1957 wurde erstmals ein hauptamtlicher Leiter angestellt, bis 1967 Gudrun Zühlke Kantorin in Brühl wurde. Mit ihr begann eine intensive und erfolgreiche Chorarbeit. Nach ihrem Eintritt in den Ruhestand folgte Susanne Friedrich-Bode am 1. Juli 2000. Eine junge, engagierte Kollegin, die mit viel Schwung das Kantorat geführt hat, bis im Sommer 2006 ihre Familienphase begann und ich ihre Nachfolge antrat.
Eine Kantorei ist in guter evangelischer Tradition ein gemischter Chor, der von einem ausgebildeten Kirchenmusiker geleitet wird. Er probt regelmäßig für die musikalische Ausgestaltung von Gottesdiensten und führt Kantaten und Oratorien auf.
RD: Wie lange hast Du die Kantorei geleitet und was waren Deine persönlichen Highlights?
MK: In den 18 Jahren haben wir bei zahlreichen Gottesdiensten in den Kirchen unserer Gemeinde gesungen, bei Festen mitgewirkt und Konzerte mit Solisten und Orchester auf die Beine gestellt. Fordernd und beeindruckend waren z. B. die Aufführungen der Johannespassion und des Weihnachtsoratoriums von Bach und der Missa di Gloria von Puccini, gelegentlich unterstützt von Projektsängerinnen und -sängern. Das Stabat Mater von Jenkins, in Zusammenarbeit mit der Kantorei Lechenich, durften wir in St. Margareta aufführen, weil die Christuskirche schlicht zu klein war.
Ein Highlight war unsere Mitwirkung im Theaterstück „Ich fürchte nichts … Luther“ mit dem NN-Theater der Neuen Volksbühne Köln. Im Dorothea-Tanning-Saal haben wir acht Chorstücke beigetragen und konnten die lebhaften und gestaltungsstarken Schauspieler aus nächster Nähe erleben. Die Herausforderung für uns war der geforderte Vortrag ohne Noten, also auswendig – da wurde heimlich das eine oder andere Handy zur Hilfe genommen …
RD: Was wird jetzt für Dich anders und worauf freust Du Dich?
MK: Ich werde tatsächlich demnächst montags einen freien Tag haben! Und ich bin froh, die Verantwortung für die Kantorei abzugeben, zum Beispiel wenn ich nicht mehr zwischen mehreren Gottesdiensten an der Orgel auch mit dem Chor jonglieren muss. Auch erscheint mein Ruhestand langsam, aber sicher am Horizont, so dass ich Aufgaben gerne beizeiten schrittweise übergeben möchte. Besonders freue ich mich auf mehr Zeit mit unserer wachsenden Enkelschar.
MK: Ab wann wirst Du mit der Kantorei proben (und an welchem Wochentag)?
RD: Ich übernehme im Mai und werde dann immer dienstags abends im Gemeindesaal proben. Der Wechsel des Probentags ist für uns familiär nicht anders machbar – mein Mann ist ja auch Kantor und wir brauchen einen Tag in der Woche, der verlässlich frei ist. Ich hoffe da auf Verständnis der langjährigen Sängerinnen und Sänger…
MK: Wie sind deine Pläne / Vorstellungen für die künftige Probenarbeit?
RD: Für mich ist es spannend. Ich habe verschiedene Erwachsenenchöre geleitet und finde es schön, das nun auch in Brühl zu tun. Ich freue mich darauf, die Menschen in der Kantorei richtig kennenzulernen. Mein Ziel ist, auch neue Leute zu gewinnen und weiterhin eine gute Chorgemeinschaft zu bilden, die gern und gut zusammen singt und offen ist für Neue(s). Dabei ist mir die wöchentliche Stimmbildung und Probenarbeit genauso wichtig wie regelmäßige Auftritte in Gottesdiensten, Konzerten und bei anderen Gelegenheiten. Ich bin selber mit klassischer Kantoreiarbeit großgeworden und freue mich auf musikalische Klassiker im Kirchenjahr ebenso wie auf etwas experimentelleres. Und mein großer Traum wäre es, den Menschen vom Jugendchor die „große Chorarbeit“ so schmackhaft zu machen, dass sie irgendwann einfach in der Kantorei weitersingen. Ich hoffe, dass mir das mittelfristig gelingt.
MK: Wird das was mit dem Mozart Requiem?
RD: Die Kantoreien Brühl, Lechenich und Wesseling wollten in diesem Jahr zusammen das Mozart-Requiem aufführen. Die Planungen standen noch am Anfang, als wir den Wechsel angegangen sind. Ich habe mich dann mit den Kollegen getroffen und wir haben beschlossen, dass das Projekt auch mit veränderter Leitung stattfinden soll. Ich habe die Aufführung in Brühl als Abschlussprojekt meines Masterstudiums beantragt und freue mich darauf! Außer Mozart soll in dem Konzert noch Musik von Arvo Pärt erklingen. Beide Komponisten haben wunderbare Musik geschaffen, die auch heute noch berühren und trösten kann. Im Mai starten die Proben, im September findet ein gemeinsames Probenwochenende statt und außer dem Brühler Konzert am 2.11. gibt es dann noch zwei Aufführungen am 15. und 16.11.2025 in Wesseling und Lechenich. Für unsere Kirche wird es wieder platzmäßig eine Herausforderung: großer Chor, groß besetztes Orchester und Solisten. Ich bin gespannt!