Feierabendmahl – was ist das?
Erstmals gefeiert wurde das Feierabendmahl auf dem Kirchentag 1979 in Nürnberg. Seitdem hat es nicht nur einen festen Platz auf den Kirchentagen, sondern wird auch in vielen Gemeinden gefeiert.
Das Feierabendmahl wird in der Woche gefeiert als Verbindung der Aspekte
FEIERABEND
– Abschluss des Tages
zur Ruhe kommen … abschalten…
MAHL
– gemeinsam Essen und Trinken
Gemeinschaft erleben … Gespräch…
ABENDMAHL
– Gottesdienst feiern
Gemeinschaft mit Gott und untereinander
im Feiern des Sakraments
Das Feierabendmahl verbindet in besonderer Weise Gotteslob und Weltverantwortung – daher wendet es sich inhaltlich bewusst Themen des Lebens in dieser Welt zu und entfaltet die Botschaft des Evangeliums in den Alltag unserer Welt.
Je nach Schwerpunktsetzung wird es im Kirchraum oder auch im Gemeindehaus gefeiert.
Feierabendmahl in unserer Gemeinde
Etwa zweimal im Jahr feiern wir in unserer Gemeinde ein Feierabendmahl
im Gemeindesaal Mayersweg 5-7 oder in der Christuskirche.
Das Feierabendmahl beginnt um 19.30 Uhr und dauert bis etwa 21.30 Uhr.
Weitere Informationen bei Pfarrerin Renate Gerhard
(02232/ 42325 oder gerhard@kirche-bruehl.de)
Termine:
Der Termin des nächsten Feierabendmahl wird unter Neuigkeiten bekanntgegeben.
Aus dem Handbuch ‚Feierabendmahl‘ des 34. Evangelischen Kirchentags (S.4)
Wozu Feierabendmahl?
Nicht ohne einander!
Das Feierabendmahl gehört zum Kirchentag. Von hier ist es 1979 in Nürnberg ausgegangen und Hamburg 1981 war eine wichtige Station bei diesem Start. Es ist keine Gottesdienstform, sondern vor allem ein Anliegen. Es tat und tut not, das Abendmahl aus der Schatzkammer des Heiligen heraus an die gottesdienstliche Öffentlichkeit zu holen, seine tiefe Symbolik erfahrbar zu machen und seine vielen Dimensionen immer wieder neu verschieden zu gewichten und greifbar werden zu lassen. Der Ruf in die Gemeinschaft der Christinnen und Christen mit Christus, das Gedächtnis an sein Leben und Wirken für uns, die Vergebung von Schuld, der Ruf zur Einheit, die körperliche Wahrnehmung mit allen Sinnen, die Heiligung des alltäglichen Essens und Trinkens, die Gegenwart des Auferstandenen unter uns, der Blick in das Reich Gottes – das sind Hauptaspekte des Abendmahls, das von der versammelten Gemeinde gefeiert wird.
Eng damit verbunden ist die gegenseitige Gastfreundschaft beim Abendmahl. In den letzten vierzig Jahren haben wir solche Gemeinschaft zwischen vielen Kirchen etablieren können, in Europa durch die Leuenberger Konkordie 1973, aber auch durch die volle Gemeinschaft mit der Evangelisch-methodistischen Kirche, mit der Kirche von England, der United Church of Christ in den USA und anderen, ihnen verwandten Kirchen darüber hinaus.
Als verschiedene Menschen aus verschiedenen Kirchen kommen wir am Tisch Gottes zusammen, um zu schmecken und zu sehen, wie freundlich unser Gott ist.
Die Feierabendmahle auf den Kirchentagen sind der Ort, wo die gastgebenden Gemeinden die Besucherinnen und Besucher in ihren Gottesdienst einladen. Außer Teilnehmenden aus allen deutschen Landeskirchen sind im Lauf der Jahre auch immer mehr internationale Teilnehmende hinzugekommen. In der Ortsgemeinde ist so die weltweite Gemeinschaft der Kirche gegenwärtig.
Die meisten Feierabendmahle sind – auch in ihrer liturgischen Gestalt – von dem Bibeltext her entwickelt worden, der in ihrem Zentrum steht. Neue gottesdienstliche Elemente und alte in neuer Gestalt haben hier ihren Ort gefunden und sind oft in die Sonntagsgottesdienste übernommen worden. Dazu gehören neue Formulierungen des Lobgebets, Aufnahmen alter Gebete z. B. aus der Didache oder auch Anreicherungen wie die Epiklese (Anrufung des Geistes) auf Gaben und Gemeinde in Anlehnung an die ökumenische Limaliturgie, die selbst mehrere christliche Traditionen zu verbinden versucht hat.
Wir möchten Sie darum ermutigen, als Ortsgemeinde über den Tellerrand Ihrer eigenen Tradition so weit hinauszusehen, dass auch Fremde Vertrautes finden, aber dabei dennoch auf dem Boden Ihrer eigenen Tradition zu stehen, damit auch Ihre Gemeinde sich in der gastgebenden Rolle zuhause fühlt. Nicht ohne einander!
Das ist das Motto für das Feierabendmahl auf dem 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg 2013.
MARTIN HEIDER
Du bereitest vor mir einen Tisch…“
Eindrücke von einem Feierabendmahl…
Was ist eigentlich ein Feierabendmahl?
So frage ich mich, als ich mich auf den Weg gemacht habe in den Gemeindesaal, um es einmal selbst zu erleben … an einem Abend mitten in der Woche: Feierabend – der Tag, die Arbeit liegt zurück, die Gedanken klingen noch nach.
Im Gemeindesaal warten Menschen, die die Ankommenden begrüßen, ihnen ein Liedblatt überreichen, manchmal auch noch etwas anderes: einen Stein, ein Blatt Papier, in einer besonderen Form – etwas, das nachher im Gottesdienst eine Rolle spielen wird.
Der Gemeindesaal ist festlich geschmückt, ein Altar ist aufgebaut mit Blumen und Kerzen, in der Mitte des Raumes etwas, das den Blick auf sich zieht. Das alles haben Menschen aus der Gemeinde vorbereitet: der Feierabendmahls-Vorbereitungskreis, Frauen und Männer verschiedenen Alters, die auch die Liturgie des Gottesdienstes gestalten. Im Kreis sitzen Menschen, ich schaue in die Gesichter: manche kenne ich gut, andere sind mir ganz unbekannt. Nach einem kurzen Ansingen weniger bekannter Lieder wird es still im Raum; Musik, ein paar Worte, die mich abholen, mir Zeit geben, mir helfen, wirklich hier anzukommen…
Wie jeder Gottesdienst beginnt das Feierabendmahl mit der Vergewisserung, dass die Feiernden zusammen sind im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Psalmen werden gesprochen oder gesungen, Gebete in unserer Sprache, Fragen, Gedanken zu einem biblischen Text formuliert, im Zusammenhang gehört mit einer Notiz aus der Zeitung, einem Gedicht, einem Bild…
Nicht die Pfarrerin alleine spricht – sondern verschiedene Menschen aus dem Kreis bringen ihre Gedanken zusammen. In der Vielstimmigkeit findet jeder sich an irgendeiner Stelle wieder. Immer wieder ist die Gemeinde eingeladen, auch selber mitzutun: Zu singen und zu beten, vielleicht auch eine Kerze anzuzünden, einen Stein zur Hand zu nehmen, zu fühlen, seine Wirkung zu spüren, ihn wieder irgendwo abzulegen… Allerdings: Nie ist es so, dass ich etwas tun müsste, was mir im Augenblick widerstrebt; wer nur stillsein und schauen und hören möchte, kann dies ebenso tun… Ich merke, wie ich zur Ruhe komme, die Anspannung des Tages sich löst, meine Gedanken freier werden, sich öffnen, Neues aufzunehmen…
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht die Feier des Abendmahls: Wir hören die Worte, mit denen Jesus selbst seine Jünger eingeladen hat und ihnen versprochen, da, wo sie Brot und Wein teilen in seinem Namen, da werde er selbst mitten unter ihnen sein. Ich bekomme von meiner Nachbarin ein Stück Brot gereicht mit einem Segenswort, es duftet, ich esse davon, gebe dem, der neben mir sitzt, davon weiter. Alle haben Zeit. „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist“ – selten habe ich das Wort so intensiv nachempfunden. Genauso werden im Anschluss Becher mit rotem Traubensaft geteilt, dem Gewächs des Weinstocks…
Nach dem Dankgebet werden Fürbitten gesprochen, ich denke an Menschen, die mir nahe sind, und bitte im stillen auch für sie. Nach dem Segen und dem gemeinsamen Singen zum Schluss lädt die Pfarrerin alle ein, wenn sie mögen, noch ein wenig da zu bleiben, mit den anderen ins Gespräch zu kommen. Manche gehen, wollen für sich sein mit dem, was sie gerade erlebt haben – aber der Raum sieht so warm und einladend aus, dass ich noch gar nicht weg mag, also setze ich mich an einen der Tische, die schnell zusammengestellt werden, es dauert nicht lange, da bin ich anderen im Gespräch, erlebe: So kann Gemeinde Jesu Christi sein.